Besondere Tisch–Ereignisse

Ab 18 Uhr Füchschen und dann ab in den Henkelsaal
05.03.2024
15:39 Uhr

Ab 18 Uhr Füchschen und dann ab in den Henkelsaal

Liebe Tischfreunde, liebe Gäste,

der Tischvorstand lädt ein zu unserem nächsten Tischabend am 5. März.

Wir treffen uns um 18 Uhr im Füchschen auf der Ratinger Straße. Ab 20 Uhr Henkelsaal, u.a. Impulsvortrag: Makerspace in NRW...

Ich werde urlaubsabwesend sein, Vizebaas Daniel übernimmt den Abend! Euer Frank

 

Und erhält am Vorabend u.a. diese replizierende Anregung (leicht überarbeitet):

 

"Lieber Frank, schönen Urlaub vorab! Bin morgen leider auch nicht dabei.

Habe immerhin einen neuen Begriff gelernt: „makerspace“ – musste ich aber erst googeln, dass es ein solches neues Wort überhaupt gibt. Gibt’s.

 

Und hier, aktuell weil ich gerade "Hart aber Fair" im TV verfolge, mein alternatives “Hart aber Fair“-Thema für Euch, falls morgen mal Wort-, Gedankenstille aufkommen sollte, nämlich exegetisch zu erörtern, woher das seit Monaten fast täglich zu lesende/hörende „from the river to the sea…“ ursprünglich kommt und was daraus zu schließen sein könnte (der Satz, aus dem die PLO ca. 1965 bitter-ironisch den Umkehr-Satz prägte, der heute hier strafbewehrt ist).

Einführend:

Neben verschiedenen kürzeren Bibel-/Tora-Stellen „From the river Euphrates to the [Mediterranean] Sea“ in aller Deutlichkeit Exodus 23:31 (2. Buch Mose) in AT/Tora: „And I will set your border from the Red Sea to the [Mediterranean] Sea of the Philistines, and from the wilderness to the Euphrates“, also im kontemporären Klartext Teile der Türkei im Norden, Teile von Syrien und Jordanien (wilderness), Libanon, Palästina und ein Häppchen Ägypten nebst Sinai. Und der erfahrene Volks(ver)führer rechtfertigte damals die unweigerlich damit verbundene gewaltsame Landnahme und Vertreibung der dortigen (indigenen) Einwohner mit dem den Satz weiterführenden Gottesversprechen (‚the promised land‘): „for I will give the inhabitants of the land into your hand, and thou shalt drive them out before thee.“  „them“, das sind gemäß Genesis 15, 19-21 „…19 the Kenites, the Kenizzites, the Kadmonites, 20 the Hittites, the Perizzites, the Rephaim, 21 the Amorites, the Canaanites, the Girgashites and the Jebusites“.  Auf einen kurzen Satz gebracht: „From the river to the sea, this land I give to thee“. Das Gegenstück zu? Eben.

 

Olles Testament, 3000+ Jahre her, gilt nicht mehr, muss man nicht lesen? OK, nicht in unserem immer säkular-glaubensärmeren Land. Doch wer bibelkonservativ in wörtlicher Weise dem Alten Testament, der Tora auf's Wort gern glaubt oder glauben muss, z.B. dass Moses auf dem jedenfalls heutzutage wilden, öden Gipfel des Berges Sinai rein zufällig 2 große, glatt behauene, also beschreibfähige Steinplatten fand (und einen Griffelmeißel dazu), auf die ihm die 10 Gebote diktiert wurden, an einen sprechenden brennenden Dornbusch (oder meinetwegen auch, für mich vergleichbar, glaubt, dass Zeus der Leda als Schwan beiwohnte), für den ist diese Verheißung des gelobten Landes bis heute gültig. In Israels Regierung gar staatsräsonartige Vorgabe, wenn auch einstweilen in der beschwichtigenden öffentlichen Version, mit dem Fluss sei ja ‚nur‘ der Jordan gemeint (Netanjahu), also ‚nur‘ das gesamte Palästina, und (b.a.w.) nicht (mehr) der viel weiter weg gelegene Euphrat und damit das ganze weite arabische Land dazwischen. Alles klar?

 

"From the river [Euphrates] to the sea, this promised land I give to thee"

vs.

"From the river [Jordan] to the sea, Palestine will be free"

 

Der eine Satz besser, der andere schlechter et vice versa? Oder gleich zu bewerten, denn die Vertreibung des jeweils anderen ist beiden Sätzen implizit. Dass der eine Satz 3.000+ Jahre älter ist, spielt keine Rolle, solange er in großen Teilen der gläubigen Gesellschaft, wichtige Kabinettsmitglieder inklusve, virulent ist.

Wikipedia: „Während des Israel-Gaza-Krieges ab 2023 wurden die Palästinenser bzw. die Hamas seitens israelischer Politiker und Medien vielfach mit den Amalekitern gleichgesetzt... In einer Rede am 28. Oktober 2023 bezeichnete der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Hamas als eine Wiederholung der biblischen Amalekiter. Und am 16. Oktober behauptete Boaz Bismuth, Abgeordneter der Likud-Partei in der Knesset, "...there is no place for any humanitarian gesture - the memory of Amalek must be protested![15]]" Zur Erinnerung: Die "Abschlachtung" der Amalekiter (1 Samuel 15, 1-11): "Samuel aber sprach zu Saul: So zieh nun hin und schlage die Amalekiter [Nomadenvolk im Süden Palästinas] und verbanne sie mit allem, was sie haben. Schone ihrer nicht; sondern töte Mann und Weib, Kinder und Säuglinge, Ochsen und Schafe, Kamele und Esel! Und Saul kam mit zweihundertzehntausend Fußvolk ... schlug die Amalekiter ... bis gen Sur, das vor Ägypten liegt ... und alles Volk verbannte er mit des Schwertes Schärfe." Was Übles hatten die Amalekiter getan, dass sie solche Rache Gottes zu erleiden hatten? Nun, sie hatten ihn verärgert, weil sie sich der Forderung Israels mit Waffengewalt widersetzt hatten, durch ihr Stammesgebiet zu ziehen (z.  5. Mose, 25-17). Tja.  

 

Egal.

Musste einfach mal wieder was quasi Lit-erarisches los werden. Und mich im gleichen Zug bei denen entschuldigen, die die Bibel wörtlicher nehmen als ich.

 

Viel Spaß – in hoffentlich mal größerer Runde

Uwe

 

PS Vielleicht auch dieses Thema, zuvorderst für unseren Ratsherrn Mark: Man sieht ja immer wieder im Stadtgebiet heftig vermüllte Stellen an Papier- und Flaschencontainern. Heute sah ich 2 Ordnungsdienst-Mitarbeiter um eine solche Stelle herum eifrig Park-Knöllchen schreiben, mit keinem Blick für den Vermüllungszustand (‚geht uns nichts an‘). Lieber Mark, könntest Du vielleicht den Vorschlag in der Bürgerschaft einbringen, den Städtischen Dienst für die Öffentliche Ordnung dazu zu verpflichten, sich neben der Knöllchen-Verteilung auch um diesen Teil der öffentlichen Ordnung zu kümmern? Etwa Meldung machen, feststellbare Adressen aufnehmen… Für die Mehrzahl der Bürger, der „Stadtgesellschaft“ sicher ein wichtigeres Thema als Laternen, eine immer weniger bezahlbare Oper (‚1 Mrd. Stadt-Verschuldung absehbar‘, RP 4. März).

Was meint Ihr?"

 

Anm.: Dass ich nicht mit einer Reaktion zu beiden Themenanregungen rechnete, versteht sich nebenbei.

Oho:

Frank findet: "Den Passus mit dem Müll finde ich sehr richtig. Bitte schreibe es nochmal direkt an mark@schenk-net.de",

der prompt und etwas politikermäßig reagiert: "Hallo Uwe! Ich mache mich kundig." Wenig später: "Vielen Dank für dein Engagement und deinen durchdachten Vorschlag, die Rolle unserer Knöllchenschreiber bei der Meldung von illegalem Müll zu erweitern. Es ist eine interessante Idee, die zeigt, wie sehr du dir um unsere Stadt Sorgen machst. Bevor wir solche Änderungen vornehmen, gibt es einige Überlegungen bezüglich der Umsetzbarkeit und der Auswirkungen auf die Hauptaufgaben unserer Mitarbeitenden, die wir sorgfältig abwägen müssen. Eine gut durchdachte Herangehensweise ist hier entscheidend, um sicherzustellen, dass wir tatsächlich positive Veränderungen bewirken.

Parallel dazu möchte ich betonen, wie wichtig das Engagement jedes Einzelnen in unserer Gemeinschaft ist. Das Melden von Problemen durch Bürgerinnen und Bürger spielt eine entscheidende Rolle dabei, unsere Stadt sauber und lebenswert zu halten. Jede Meldung hilft nicht nur dabei, auf spezifische Probleme aufmerksam zu machen, sondern unterstreicht auch das kollektive Interesse an einem sauberen und gesunden Umfeld. Dies fördert ein starkes Gemeinschaftsgefühl und zeigt, dass wir alle zusammenarbeiten, um unsere Stadt zu verbessern.

Ich werde deine Idee mit unserem Team besprechen, um zu sehen, ob/wie die Stadt Deinen Vorschlag in ihre Überlegungen einbeziehen kann. Es ist wichtig, dass wir die beste Vorgehensweise für unsere Stadt finden, und deine Perspektive ist dabei sehr wertvoll.

Ich danke dir für deinen Einsatz und möchte dich ermutigen, weiterhin aktiv zur Verbesserung unserer Stadt beizutragen. Dein Interesse und deine Sorge um die Sauberkeit und das Wohlergehen unserer Stadt sind inspirierend. Vielen Dank, dass du ein so wichtiger Teil unserer Gemeinschaft bist.

Wenn du nicht den demokratischen Weg gehen möchtest, besteht die Möglichkeit, dich direkt mit deiner Anregung an die Stadtverwaltung zu wenden. Zusätzlich zur Arbeit der Mülldedektive hat sich die folgende App auch hier in Düsseldorf als erfolgreiches Medium bewährt, ähnlich wie in anderen Großstädten.
https://www.duesseldorf.de/aktuelles/news/detailansicht/newsdetail/app-duesseldorf-bleibt-sauber-sehr-erfolgreich-1

Herzlichst Mark"

Mit der Replik: " Lieber Mark, Die Antwort auf meine etwaige Anfrage bei der Stadtverwaltung kenne ich schon. Du bestimmt auch – oder? Geh Du mit mehr Aussicht den „demokratischen Weg“, ich habe keine Eile und warte gern in Ruhe auf Deinen Erfolg.

Und gut, dass Du die Anregung in „Deinem Team“ vertiefen willst! Ich denke, es ist eine ziemlich simple Angelegenheit ohne allzu viele „Überlegungen bezüglich der Umsetzbarkeit und der Auswirkungen auf die Hauptaufgaben unserer Mitarbeitenden, die wir sorgfältig abwägen müssen“. Die Knöllchenschreiber-Teams kommen am Tag vielleicht, hoch gegriffen, an 5 solcher vermüllten Stellen vorbei – die entsprechenden 5 Anrufe oder Nachrichten an die Mülldetektive dürften sich kaum nennenswert auf „die Hauptaufgaben auswirken“. Der Bürger oder jedenfalls ich hat die Mülldetektive-Kontaktadresse nicht stets bei sich; und bis man wieder zuhause ist, ist der Vorgang vergessen.

 Beste Grüße Uwe

 

Am Rande des April-Tischtreffs dann Marks Abwinken: 'Die Stadt' ist der Meinung, dass dies Bürgeraufgabe sei - und angeblich auch gut funktioniere. Wie man (nicht) sieht.




 

Und Frank weiter, zu dem anderen Thema:

"Lieber Uwe, ich glaube es ist sehr schwierig, heute mit der Hilfe von Angaben aus der Bibel oder der Tora geschichtlich gerechtfertigte Ansprüche auf Land rechtfertigen zu wollen. Letztlich gäbe es vor ein paar tausend Jahren nicht so viele Menschen und überall genug Land für alle, indigene Völker in Amerika oder Australien kannten ja überhaupt keine Eigentumsansprüche an Land und kannte ja auch keine Grenzen.

Zitate aus der Bibel oder dem Koran helfen im Nahen Osten nicht weiter.   (Btw: Liest du die Bibel auf Englisch? Die deutsche Übersetzung ist älter!)

Die Palästinenser müssen sich damit abfinden, dass die Juden nicht wieder gehen werden.

Und es wird das Beste sein, sich mit der Situation zu arrangieren, um ein normales Leben zu führen.

Die Programme und das Handeln der derzeitigen politischen und religiösen Führer führen ja offenbar alle nicht zu einem Leben in Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung.

 

In diesem Zusammenhang verweise ich auf den mongolische Ex-Präsidenten Elbegdorj, der Putin ein paar schöne historische Karten des mongolischen Reiches hat zukommen lassen.

Kommentar: After Putin’s talk. I found Mongolian historic map. Don’t worry. We are a peaceful and free nation

Landkarte The Mongol Empire 1471 mit einem winzigen Russia im Westen des Reiches: https://www.spiegel.de/ausland/wladimir-putin-frueherer-mongolischer-praesident-tsakhiagiin-elbegdorj-trollt-kremlchef-mit-landkarte-a-43be128f-bbc4-48e5-9d19-7d784ffd3b06

Hier bei X diese Landkarte "The size of the Mongol Empire compared to the Roman Empire:  https://twitter.com/intent/like?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1756818696700657935%7Ctwgr%5E8d0d9f1c26a0f6eddcf3d62bd103787fa8815dd4%7Ctwcon%5Es1_&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.spiegel.de%2Fausland%2Fwladimir-putin-frueherer-mongolischer-praesident-tsakhiagiin-elbegdorj-trollt-kremlchef-mit-landkarte-a-43be128f-bbc4-48e5-9d19-7d784ffd3b06&tweet_id=1756818696700657935

 

Beantwortet mit (gekürzt)

Lieber Frank, irgendjemand hat mal formuliert,.... Mein Text, auf den Du Dich beziehst, war eigentlich nicht misszuverstehen.

 

...dass ich die Herleitung nein nicht „geschichtlicher“, sondern völkerrechtlicher Gebietsansprüche aus vermeintlich heiligen Schriften wie aus Thora/Tanach=Altes Testament für abwegig halte. Wieso Du bei mir das Gegenteil gelesen haben willst, kann ich nicht nachvollziehen. ‚Von Gott auserwähltes Volk‘, ‚Gott-Gelobtes (d.h. -Versprochenes) Land‘ u.ä. Metaphern waren doch nur Tricks geschickter Volks(ver)führer damals (wie heute, siehe Putin), um dem Volk die Hemmung vor Landnahme, Vertreibung, Mord und Schändung zu nehmen, ja als gottgewollt Gutes zu preisen.

 

Du schreibst „ich glaube es ist sehr schwierig, heute mit der Hilfe von Angaben aus der Bibel oder der Tora geschichtlich gerechtfertigte Ansprüche auf Land rechtfertigen zu wollen.“ Es war ja gerade mein Punkt, wie abwegig der aus Tora/Tanach abgeleitete israelische Anspruch auf einen der fruchtbarsten Teile Arabiens „from the river Euphrates to the Mediterranean Sea“ ist. Aber er ist in der dortigen Politik virulent, wie am Beispiel der Amalekiter aufgezeigt. Deshalb ist zwar richtig, dass „Zitate aus der Bibel oder dem Koran im Nahen Osten nicht weiterhelfen“, doch ohne ihren Einbezug versteht man nicht die dortige Realität, die israelischen Landansprüche, die arabischen Ängste. Netanjahu bezeichnet wiederholt „die Hamas als eine Wiederholung der biblischen Amalekiter“. Andere Meinungsträger dort ... gleich alle Palästinenser mit Amalekitern gleichsetzend; im Wortsinn also den Palästinensern heute das Schicksal angedeihen zu lassen, dass die Amalekiter vor plusminus 3.500 Jahren zu erleiden hatten, weil Jahwe zürnte, dass sie seinem Volk „Israel“ den Durchzug durch ihr Stammesgebiet verweigerten.

Nebenbei: Diese Gleichsetzung mit entsprechender Völkermord-Folgerung ist auch Teil der vor dem Internationalen Gerichtshof von Südafrika eingeklagten israelischen Völkermordabsichten. Warum? Weil israelische Juden auch heute aus 1 Samuel 15, 1-11 das gottbefohlene Recht herleiten, die Palästinenser wie damals die Amalekiter mit „Mann und Weib, Kindern und Säuglingen, Ochsen und Schafen, Kamelen und Eseln“ zu morden. Deshalb, so Netanjahu immer und gerade erst wieder, „Ziel ist der totale Sieg für das israelische Volk und den Staat Israel“, etwa auf Kanzler Scholz‘ vorgestrige „ausdrückliche Warnung vor einer großflächigen Offensive“.

Auf ähnlich 2 Mose 32, 26-29, 4 Mose 31, 1-18, Genesis, Mose 1, 17, Mose 1, 17.8  sei noch einmal beispielhaft verwiesen. Insbesondere auf die Eroberung des Reiches der Kanaanäer, des angeblich gottverheißenen Landes, in dem „Milch und Honig fließen“, mit Mord an und Vertreibung der Kanaanäer – gewiss nicht friedlich und im Konsens, denn Mose 1, 17.8: "Und ich, dein Gott, will dir, Abraham, und deinem Samen nach dir geben das Land, darin du ein Fremdling bist, das ganze Land Kanaan, zu ewiger [!] Besitzung." Und deshalb, so diese Logik, haben heute die Palästinenser, quasi die Nachfahren der Kanaanäer, dort mit ‚Mann und Maus‘ und ein für alle Mal zu verschwinden. „Die Palästinenser müssen sich damit abfinden, dass die Juden nicht wieder gehen werden“, schreibst Du. Richtig, aber doch bitte beschränkt auf das von der UN 1948 ihnen zugewiesene Gebiet ohne schleichende Annexion von ganz Palästina – und gar vom Gebiet vom Euphrat bis zum Mittelmeer, wie weite Teile der arabischen Welt angesichts konservativ-israelischen Hintersinns befürchten.

 

Zum Vergleich mit den „indigenen Völkern Amerikas…“: Abgesehen davon, dass sich auch dort Stämme in ihren jeweiligen Gebieten abgrenzten, war der Nahe und Mittlere Osten zwischen dem Nil des pharaonischen Ägypten im Westen und Babylonien/Sumer im Osten im Vergleich ein dicht bevölkertes Gebiet mit zahlreichen Königreichen und Stammesgebieten und sie definierenden Grenzen (auch hier hilft ein Blick ins Alte Testament). Dort gab es keine freien Flächen, mitnichten „überall genug Land für alle“, die niemandem gehörten und folglich eben mal so genommen werden durften. Sonst hätten die Israeliten nach dem Auszug aus Ägypten ja keine Eroberungsfeldzüge und Durchzugserlaubnisse gebraucht.

 

Warum ich einige Bibelpassagen in englischer Version zitiert habe? Da ging es natürlich nicht um den kindlichen Gedanken, welche Übersetzung des Alten Testaments aus dem Hebräischen die ältere ist, die deutsche oder die englische (sie nehmen sich zeitlich nicht viel). Sondern in einem rein sprachlichen Vergleichsansatz dem Spruch „From the River to the Sea“  auf den Ursprungsgrund zu gehen – und das geht als Vergleich mit einem englischen Text eben nur englisch/englisch.... Kurz: ‚From The River To The Sea, This Land’s Reserved for Thee!‘ ist nicht besser als  ‚From The River To The Sea, Palestine Will Be Free‘ – außer dass es beim Moses-Anspruch nicht ‚nur‘ um Palästina ging, sondern um die fruchtbaren Gebiete des Nahen und Mittleren Orients - aus denen die dort Ansässigen damals wie heute in angeblich göttlichem Auftrag mit allen Mitteln zu vertreiben sind.  Und außer, dass  letzteres hier strafbewehrt ist (ersteres nicht, wohl weil keiner auf die Quellen schaut).

 

Die Palästinenser müssen sich damit abfinden, dass die Juden nicht wieder gehen werden.“, formulierst Du – anders wird es in der Tat nicht gehen. Ergänzt sei: und sich alle direkt und indirekt Beteiligten mit dem Wissen arrangieren, dass in dieser unfriedlichen Weltregion seit dem Einzug des homo sapiens nichts konstanter war als der unfriedliche Wandel.

Sieht man sich in diesem Wissen die UN-Teilungskarte an, dann konnte man eigentlich von Anfang an wissen: Leute, das kann nicht gut gehen! 2 Völker, die jeweils das Ganze für sich beanspruchen, werden in dieser Zerstückelung nicht friedlich zurecht kommen.

Unabdingbar aber wäre für ein Gelingen gewesen, den Plan sofort umzusetzen - statt hinzunehmen, dass die dies regelnde UN-Resolution 181 (II) von Israel von Anfang an geschickt unterlaufen wurde. In richtiger Einschätzung dort, dass dagegen im Westen die Kraft nicht reichen würde, angesichts der Betroffenheit wegen des Holocaust, gepaart mit der europäisch-amerikanischen herablassenden Gleichgültigkeit gegenüber der arabischen Welt seit der Zeit vor dem 1. Weltkrieg. Und natürlich fehlten mit der Erschöpfung nach Ende des 2. Weltkriegs im Westen Kraft und Bereitschaft, der arabischen Ablehnung der Resolution 181 entschieden Parolie zu bieten. 

So war er gedacht bei der Abstimmung*) im November 1947, the "Palestine Plan Of Partition", (Meeting 128, A/RES/181(II)). Israelischer Staat blau, palästinensischer Staat ocker, weiß Jerusalem und Bethlehem als Internationale Zone für die drei monotheistischen Religionen - und alles zusammen als 1 Wirtschaftszone.

(From Wikipedia, the free encyclopedia)
 

*)Dafür 33, nämlich Australia, Belgium, Bolivia, Brazil, Byelorussian S.S.R., Canada, Costa Rica, Czechoslovakia, Denmark, Dominican Republic, Ecuador, France, Guatemala, Haiti, Iceland, Liberia, Luxemburg, Netherlands, New Zealand, Nicaragua, Norway, Panama, Paraguay, Peru, Philippines, Poland, Sweden, Ukrainian S.S.R., Union of South Africa, U.S.A., U.S.S.R., Uruguay, Venezuela.                          Dagegen 13, nämlich Afghanistan, Cuba, Egypt, Greece, India, Iran, Iraq, Lebanon, Pakistan, Saudi Arabia, Syria, Turkey, Yemen.                                                                                                Enthaltungen 10, nämlich Argentina, Chile, China, Colombia, El Salvador, Ethiopia, Honduras, Mexico, United Kingdom, Yugoslavia.

Ob die Sowjets geahnt haben, dass mit ihrer Befürwortung der Gründung Israels ein Dauer-Spaltpilz geschaffen würde, der ihnen in der weiteren Zukunft im Ringen mit dem Westen sehr gelegen kommen würde? Wohl zu weit gedacht, aber so kam es dann. (China als weitere Kraft im Sicherheitsrat war noch zu sehr mit sich selbst beschäftigt.)

 

Und es wird das Beste sein, sich mit der Situation zu arrangieren, um ein normales Leben zu führen“, sagst Du. „Normales Leben“ in einem von den israelischen Siedlern mit Gewalt geschaffenen Flickenteppich im Westjordanland und einem Trümmerfeld im Gaza-Streifen? Das ist freilich leicht gesagt, wenn man fern im schönen Deutschland nicht selbst betroffen ist und sich bester Lebensumstände erfreuen darf (solange Putin uns noch lässt). Und sehr ähnlich der „weißen Fahne“ des Papstes und dem „Krieg Einfrieren“ des unsäglichen SPD-Mützenich als Rat für die Ukrainer. Wir Deutschen eignen uns für solches Kuschen vor der Knute (vgl. Churchill’s „Du hast die Deutschen entweder zu Deinen Füßen oder an der Gurgel“)  – andere Völker sind da anders.

Uwe

 

PS Zu Deinem Hinweis auf die Mongolei: Der Satz des dortigen Ex-Präsidenten trifft es genau („After Putin’s talk. I found Mongolian historic map [1471, with Russia a very tiny place in it]. Don’t worry. We are a peaceful and free nation“). Würden alle Völker, die irgendwo mal waren, solche Ansprüche stellen, gar als Völkerrecht verkleidet, gäb’s ein heilloses Durcheinander auf der Erde: Italiener überall, wo die Römer waren, die Mazedonier, wo Alexander war, die Angeln und Sachsen zurück auf’s deutsche und dänische Festland, die Norweger mit Ansprüchen auf das (von den sog. Ost-Wikingern begründete) Land Rus …

 

Könnte Ihre These, wonach die Juden nicht aus Judäa stammen, das Recht der Juden auf Israel infrage stellen?
Nein, denn wir haben ohnehin kein Recht auf dieses Land. Auch wenn der britische Außenminister Arthur Balfour uns das 1917 versprach, selbst wenn unsere Vorfahren hier vor 2.000 Jahren gelebt hätten und das Volk Israel tatsächlich ins Exil vertrieben worden wäre, waren sie abwesend und die Araber lebten hier seit 700 Jahren. Israel hat sehr wohl das Existenzrecht, weil es existiert, und jeder Versuch, dies zu ändern, wird eine neue Tragödie auslöse

Allerdings hinkt der Vergleich der mongolisch eroberten Landmasse mit dem Römerreich insofern, als das Großreich des Dschingis Khan diesen nicht lange überlebt hat. Ähnlich etwa dem Timuridenreich von ähnlicher Ausdehnung.

 

Palästina - Ein unglaublich komplexes Thema

Arnon Soffer, Geografie-Professor Haifa Universität. "So, if we want to remain alive, we have to kill and kill and kill. All day, every day. ... If we don't kill, we will cease to exist."

Ilan Pappe, israelischer Professor für Geschichte und Politische Wissenschaften Uni Haifa, sieht dieses Grundproblem des jüdisch-palästinensischen Dauerklonflikts (S. 245f. "The Ethnic Cleansing of Palestine", 2006): "What the Palestinians are demanding, and what, for many of them, has become a sine qua non, is that they be recognised as the victims of an ongoing evil, consciously perpetrated against them by Israel. For Israeli Jews to accept this would naturally mean undermining their own status of victimhood. This would have political implications on an international scale, but also - perhaps far more critically - would trigger moral and existential repercussions for the Israeli Jewish psyche: Israeli Jews would have to recognise that they have become the mirror image of their own worst nightmare."

 

Bestätigt quasi im Umkehrschluss

 

"Isolated abroad, torn apart at home, Israel must face the future it dreads: a Palestinian state

Enabled by weak and incompetent US and UK foreign policy, Benjamin Netanyahu is using war for his political survival

... The relationship between the US and Israel, a regional keystone, is at breaking point. President Joe Biden and Israel’s prime minister, Benjamin Netanyahu, barely speak. Biden demands more aid deliveries, a stop to threats of assault on Rafah, where 1.4 million Palestinians cower in fear and hunger, and postwar talks on a two-state solution. Netanyahu, dubbed Israel’s self-harming “agent of destruction”, blocks him at every turn.

 Israel’s internal crisis waxes existential as Netanyahu, his anti-democratic extremist allies and far-right settler groups turn insurrectionary. If critics are right, and Netanyahu is prolonging the war to stay in power, it follows he may escalate in the West Bank and Lebanon. ... “Senior US officials complain they don’t understand what Netanyahu wants. But [it] is quite clear. Political survival is his top priority. And if continuing the war, even amid growing claims that Israel is violating the laws of war, is what will keep him in office, he’s completely prepared to do so. All means are kosher, apparently, including further delay in finalising a hostage deal,” wrote Amos Harel in Haaretz.
 
 
 
... What might be rescued from the wreckage in Palestine that could help reverse nihilistic global trends? Netanyahu’s unthinking aggression is boosting, not beating, Hamas politically. He has transformed genuine revulsion at the terrorists’ atrocities into swelling support for the cause they supposedly espouse and he detests – an independent, sovereign Palestinian state.
This is the moderate Palestinian majority’s chance. As a divided, traumatised, ill-led and ostracised Israel tears itself apart, as its historical, ideological and democratic credentials shred, re-establishing a credible negotiating process with the explicit, internationally endorsed aim of two states co-existing side by side may – ironically – be the best and only way of saving Israel from itself."
 
 
 

 

Darf ich noch diesen unerhörten Gedanken zu Papier bringen: Könnte es im Licht solcher Nachdenklichkeit angebracht sein, festgefügtes Begriffliches zu überdenken? Könnte es zu besserem Verständnis führen, nicht alles, was gegen Israel gerichtet ist, in den großen Begriffstopf "Antisemitismus" zu werfen? Auch um präziser zu differenzieren, Unterschiedliches unterschiedlich zu benennen?

Bei allen palästinensischen Aktionen gegen Israel seit 1947 hat sich im Westen ganz selbstverständlich der Begriff "antisemitisch" verfestigt. Auch wenn es nichts von der Brisanz nimmt oder gar beschwichtigen kann: Wäre es nicht angebracht, sich bei der Einschätzung des  palästinensisch-israelischen Antagonismus von diesem deutschen, rein rassisch/rassistisch besetzten Begriff aus dem auslaufenden 19. Jahrhundert zu lösen? Erklärt sich doch die palästinensisch-israelische Feindschaft nicht aus rassischen Vorurteilen (Semiten sind beide Volksgruppen), sondern aus den machtpolitischen Gegebenheiten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Man könnte sie eher vergleichen mit der 'ewigen' deutsch-französischen Erbfeindschaft, von der man früher glaubte, dass sie niemals mit friedlichen Mitteln überwunden werden könnte. Semitophobie auf palästinensischer Seite passt begrifflich so wenig wie die frühere Franko- auf deutscher bzw. Germanophobie auf französischer Seite.

Es ändert zwar nichts an den Gegebenheiten, könnte aber helfen, den heutigen, unverändert rassistischen deutschen Antisemitismus gedanklich zu isolieren und nicht mit der patriotischen Verteidigung des eigenen Lebensraumes zu vermengen.

 

 

Und auch dieser Gedanke noch:

Partisanen, so lautet die Definition, führen Kampfhandlungen in einem Gebiet durch, in dem eine andere reguläre Gewalt offiziell den Herrschaftsanspruch erhebt, sind eine Widerstandsbewegung gegen Eroberer, Besatzer, Kolonialisten. Wurde der französischen Résistance, den griechischen und italienischen Partisanen das Recht bestritten, sich den deutschen Besetzern mit Waffengewalt widersetzt zu haben? Den Vietnamesen, gegen die US-Streitkräfte zu kämpfen? Sind die Palästinenser Partisanen anderer Art, denen nicht ein vergleichbares Widerstandsrecht zusteht?

Wie sind im Vergleich die israelischen, die Briten und Araber bekämpfenden Terrorgruppen Irgun und Lehi einzuordnen, in ihren Mitteln damals nicht weniger zimperlich als z.B. Hamas? Widerstandskämpfer ja, aber antiarisch gegen die Briten und antisemitisch gegen die Palästinenser? Wohl kaum. 

Den Herero-Aufstand in Deutsch-Südwest Anfang des 20. Jahrhunderts gegen die deutschen Eroberer mit dem folgenden Massaker an zig-tausenden Einheimischen beginnen wir erst allmählich als legitim einzuordnen - und gewiss nicht als antiarisch. 

 
 
 
 

 
Shlomo Sand über Israel und die angebliche Erfindung des jüdischen Volkes
Könnte Ihre These, wonach die Juden nicht aus Judäa stammen, das Recht der Juden auf Israel infrage stellen?
Nein, denn wir haben ohnehin kein Recht auf dieses Land. Auch wenn der britische Außenminister Arthur Balfour uns das 1917 versprach, selbst wenn unsere Vorfahren hier vor 2.000 Jahren gelebt hätten und das Volk Israel tatsächlich ins Exil vertrieben worden wäre, waren sie abwesend und die Araber lebten hier seit 700 Jahren. Israel hat sehr wohl das Existenzrecht, weil es existiert, und jeder Versuch, dies zu ändern, wird eine neue Tragödie auslfpr the Israeli Jewisch psyche: Israeli Jews would have to recogniz international scale

 

Shlomo Sand über Israel und die angebliche Erfindung des jüdischen Volkes

 

Shlomo Sand über Israel und die angebliche Erfindung des jüdischen Volkes
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