Besondere Tisch–Ereignisse
24.11.2025
13:34 Uhr
13:34 Uhr
"Der Oper neue Kleider" - Hurra, Schilda lebt! Weltniveau nach hiesiger Art.
Fortsetzung vom 01.02.2025
"Issefort!" - ja, die schöne Idee einer Düsseldorfer Neuen Oper von Weltformat, längst isse fort.
Sangen wir hier doch schon am 15.06. 2023:
"… It's a fool's game
Nothing but a fool's game
Something like a brain drain
Feeling like a clown
Nothing but a fool's game
Something like a brain drain
Feeling like a clown
… It's a headache
Nothing but a headache
You argue until your head breaks
Then you're really down."
Nothing but a headache
You argue until your head breaks
Then you're really down."
Im November 2025 geht's weiter mit Schilda in Düsseldorf: Da fällt jemandem ein - und fast alle übernehmen es kritiklos - , dass Kreditzinsen nicht zu den Projektkosten zählen: 800 Mio. Zinsen! So bleibt es bei den zuletzt annoncierten 1 Milliarde Euro. Nichts da mit nur "höchstens 300 Mio. € Kostendeckel" (SPD). Nach der Kommunalwahl 2025 geben die Grünen ihr "Nein zur Oper" auf, nur damit sie wieder mit der CDU im Stadtrat koalieren können. Also sind wir bei in früheren Lit-Beiträgen hierzu längst befürchteten 2 Milliarden €, allerdings weiterhin für eine Oper von Nicht-Weltformat.
So titelt die RheinPost am 6. November 2025, S. C1, "Opernbau - 800 Millionen Euro nur für Zinsen", also deutlich mehr, als man usprünglich - blauäugig - für die ganze Oper veranschlagt hatte. "Die Oper wird ein Projekt von vermutlich fast zwei Milliarden Euro, wenn man die Kosten für die Finanzierung einrechnet.", wenn's denn reicht. RheinPost "Das ist viel Geld dafür, dass man aus politischen Gründen eine Entscheidung verschiebt oder auf bessere Zins-Konditionen hofft."
Und was bekommt man dafür? Weltniveau einer opera mundi jedenfalls nicht. Aber dafür, weiß die RheinPost,WOW,"einen Bau doppelt so groß wie die jetzige Oper mit mehr Gastronomie, einer zusätzlichen Studiobühne sowie endlich die lang geforderte zweite Seitenbühne und dazu ausreichend Proberäume. Und die Musikschule und die Musikbibliothek." Ex-Lit ist zwar ein Opernfan, aber für diese bauliche Hanswurstiade voraussichtlich mehr als 2 Milliarden € aufzubringen, ist nach seiner Meinung völlig unverantwortlich.
Am 13. November fällt die Entscheidung. Die Jury kürt diesen Entwurf von Snoehetta aus Oslo:
Ersatz des Brutal-Betonstils der 60-er Jahre durch Brutal-Massenklotzstil von heute?Azteken-Wehranlage, Lochkartenverschnitt, Schießscharten gegen Kulturbanausen?
Immerhin: Das große Panoramafenster im mittleren Block eröffnet den Blick in die unendlichen Weiten der Tonhallenstraße, also auf das Karstadt-Kaufhaus 10 m gegenüber und die wunderschönen Straßenbahnen mittig dazwischen.
Im Erdgeschoss großzügige Flächen für den angenehmen Aufenthalt auch außerhalb des Spielbetriebs, Obdachlose und die Junkie-Szene vom Worringer Platz werden dieses städtische Angebot einer witterungsfreundlichen Alternative und Drogenumschlagplatzes gewiss gern niutzen. Oder erwarten uns martialische Sicherheitskräfte zur Körper- und Taschenkontrolle und Prüfung der Zugangsberechtigung der erhofften Öffentlichkeit?
Ohne hier in die Diskussion der Pro- und Contra- Läger einzusteigen, hören wir unseren Tischfreund Max, der Stadtbildpfleger im Jonges-Vorstand:
"Aus städtebaulicher Sicht wirkt der Baukörper sehr groß, massiv und wenig einladend. Die geplante Verdichtung erzeugt eher eine räumliche Enge statt der erhofften städtebaulichen Aufwertung. Es fehlt an Leichtigkeit, Transparenz und einer deutlichen Öffnung zur Stadt. So steht infrage, ob das Quartier tatsächlich belebt und die Umgebung aufgewertet werden kann."
Sidney, Oslo, Kopenhagen, Bilbao, Valencia und manche anderen bewunderten Bauwerke, internationale Touristenmagnete, lassen grüßen und machen unserer Stadtpolitik 'ne lange Nase': Amortisation durch kräftige Steigerung des internationalen Tourismusaufkommens wie etwa Bilbao - nicht mit dieser NullAcht-Fuffzehn-Oper.
Schade drum! Jahrhundert-Chance kleinkariert vertan. Traurig denkt Ex-Lit zurück an seine Vision im TOR Nr. 8, 2021, mit einem Kultur- und Schöner-Leben-Quartier in der derzeit so tristen Hafengegend. Aber wer nicht über ein paar gefällte (und zu ersetzende) Bäume und die heutige schlechte Anbindung des öffentlichen Nahverkehrs hinausdenken kann, kleinkarierte Bürokraten ohne großbürgerliche Kulturaffinität, bekommt nichts Besseres. Wir, die ästhetikaffinen Bürger, zur Strafe auch nicht?
Wie es anders geht? Hamburg macht es, putzigerweise 1 Tag nach der hiesigen Entscheidung, mit der Prämiierung des dortigen Entwufs für eine neue Oper vor:
Wie ein Schiff in die Elbe gelegt, wissend, dass Wasser-Umgebung immer attraktiv ist. Parkterrassenartig leicht ansteigend bis zu dem transparenten Glas- Opernhauskorpus - und einem begehbaren Dach, wie es Snoerhetta bei ihrer Osloer Oper als besonderen Clou hervorhebt.
OK, der gestrenge Architektur-Kritiker der FAZ sieht hier "Edelkitsch", nun ja.
Ex-Lits einziger Trost: Er wird die Eröffnung nach den Regeln der statistischen Wahrscheinlichkeit wohl nicht mehr erleben, denn vor 2035+ wird dieser Klotz, eingequetscht in seine wenig attraktive Umgebung, nicht stehen. Erlebt er es doch, läßt er sich gern eines Besseren belehren. Auch bezüglich seiner Skepsis, ob sich in künftigen Generationen noch genügend Opernfreunde finden lassen, die bereit sein werden, angemessenen Eintritt zu bezahlen.